Rassenkunde

Rassenkunde
Rassenkunde,
 
Forschungsbereich der Anthropologie, der sich insbesondere mit der Entstehung, (geographischer) Verbreitung und Variabilität, Charakterisierung beziehungsweise Typisierung und Klassifizierung der Menschenrassen überwiegend aufgrund äußerer Merkmale befasst. Dabei schwanken die Angaben über die Anzahl der bei Menschen vorkommenden Rassen je nach Bestimmung der Merkmale zwischen sechs und 40; über die Gültigkeit einzelner Merkmale wurde bis heute keine Übereinstimmung erzielt. Ebenso wird der Erklärungswert von Rassenklassifikationen für die menschliche Stammes- und Verbreitungsgeschichte kontrovers diskutiert und heute überwiegend bezweifelt.
 
Neben der als deskriptives Ordnungssystem entstandenen Rassenkunde sind parallel dazu praktisch immer Wertzuweisungen in die Rassenkonzepte eingeflossen und haben sie so zu pseudowissenschaftlichen normativen Denkmodellen in politischen wie biologischen Zusammenhängen werden lassen. Die Rassenkunde hat in den Auseinandersetzungen um die Sklaverei, um die Apartheid und insbesondere in der Zeit des Nationalsozialismus eine spezielle Deutung erfahren: Es wurde behauptet, die Menschenformen seien stammesgeschichtlich weit voneinander getrennt, ja als polyphyletisch von verschiedenen Urformen abgeleitet. Die Vorstellung weit zurückreichender und, weil erblicher, unveränderlich bestehender rassischer Charakteristika, die nicht nur die körperlichen, sondern auch die psychischen und kognitiven Merkmale festlegen, stand jedoch schon immer im Gegensatz zu den Befunden der Forschung und ist aufgrund der heutigen Kenntnisse als widerlegt anzusehen.

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Rạs|sen|kun|de, die (früher): Gebiet der Anthropologie, dessen Gegenstand die verschiedenen Rassen (3), ethnischen Gruppen u. ihre Entwicklung sind: Lehrer ... dass sie alle die vorgeschriebene R. lehrten (Bruyn, Zwischenbilanz 106).

Universal-Lexikon. 2012.

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